Experten-Umfrage: Zukunft von verkaufsoffenen Sonntagen
25. Januar 2021 – Das Netzwerk Die Stadtretter hat deutschlandweit 434 Kommunen, städtische Marketinggesellschaften und Wirtschaftsförderungen zur Zukunft der verkaufsoffenen Sonntage befragt. Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig solche Events für den innerstädtischen Einzelhandel sind, und vor welchen Problemen das Konzept gerade während der Corona-Pandemie steht.
„Bedingt durch Klagen und Gerichtsentscheidungen, aber auch durch äußere Einflüsse wie Extremwetterereignisse oder eben die Corona-Pandemie, waren Kommunen in der Vergangenheit immer wieder gezwungen, verkaufsoffene Sonntage kurzfristig abzusagen“, erklärt Bo Nintzel, Initiator vom Netzwerk Die Stadtretter und Geschäftsführer der immovativ GmbH. Insbesondere für Kommunen, die sich auf die Organisation von wenigen verkaufsoffenen Sonntagen in Kombination mit größeren städtischen Events fokussiert haben, hatte dies zur Folge, dass viel Arbeit und auch Geld verpufft sind.
Die Umfrage, die im Dezember durchgeführt wurde, zeigt nun ein detailliertes Stimmungsbild unter den deutschen Kommunen. „Wir haben Antworten aus allen Teilen von Deutschland und aus allen Ortsgrößen und -klassen bekommen“, erklärt Boris Hedde, Initiator vom Netzwerk Die Stadtretter und Geschäftsführer des IFH Köln: „Damit haben wir eine gute, repräsentative Ausgangsbasis, um den Dialog bei verkaufsoffenen Sonntagen voranzubringen.“
Die zentralen Ergebnisse der Online-Umfrage
Verkaufsoffene Sonntage vor 2020:
- Zwei Drittel der kleineren Städte und vier Fünftel der mittelgroßen Städte und Großstädte haben vor 2020 regelmäßig verkaufsoffene Sonntage durchgeführt.
- Kleinere Städte (bis 25.000 Einwohner) haben vor 2020 meistens maximal drei verkaufsoffene Sonntage durchgeführt – bei mittleren Städten (bis 100.000 Einwohner) und Großstädten (mehr als 100.000 Einwohner) waren dies häufig vier und mehr.
- Mittelgroße Städte und Großstädte haben vor 2020 etwas häufiger spezielle Events für verkaufsoffene Sonntage geschaffen als kleinere Städte, welche verkaufsoffene Sonntage häufiger an bestehende Events „angedockt“ haben.
- Kleinere Städte (35%) waren vor 2020 weit weniger häufig betroffen von Absagen verkaufsoffener Sonntage als mittelgroße Städte (52%) und Großstädte (74%) – Letzte waren insbesondere von Absagen aufgrund von Klagen/Gerichtsentscheidungen (55% aller Absagen) betroffen.
Verkaufsoffene Sonntage vor 2020 wurden überwiegend als Erfolg für Händler und Gastronomie gewertet. Bei Großstädten bewerteten 88% verkaufsoffene Sonntage als Erfolg, bei mittelgroßen Städten 85% und bei kleineren Städten 50%. Fast die Hälfte der kleineren Städte konnte allerdings keine Erfolgsbewertung vornehmen.
Verkaufsoffene Sonntage 2020:
- Nur 24% der kleineren Städte haben 2020 verkaufsoffene Sonntage durchgeführt (vor 2020: 74%). Bei mittelgroßen Städten (39%, vor 2020: 95%) und Großstädten (31%, vor 2020: 87%) ist die Zahl zwar etwas höher, aber ebenfalls weit unter „normalen“ Jahren.
- Gut zwei Drittel der kleineren Städte und fast alle der mittelgroßen Städte und Großstädte haben für 2020 geplante verkaufsoffene Sonntage nicht durchgeführt. Durchschnittlich fielen 2,5-3 verkaufsoffene Sonntage aus.
Erwartungen für 2021:
- Die meisten Städte planen für 2021 verkaufsoffene Sonntage, insbesondere mittelgroße Städte und Großstädte. Während kleinere Städte meistens max. 3 verkaufsoffene Sonntage planen, sind dies bei größeren Städten häufiger 4 und mehr.
- Die genannte ideale Zahl von verkaufsoffenen Sonntagen ist über alle Stadtgrößen hinweg höher als die 2021 tatsächlich geplante Zahl.
- Bei zukünftigen verkaufsoffenen Sonntagen gibt es keine klaren Präferenzen. Über alle Stadtgrößen hinweg zieht etwa die Hälfte der Städte wenige Sonntage mit Großevents vor, die andere Hälfte mehr Sonntage mit kleineren Events.
Fazit zur Umfrage
„Die Planungsunsicherheit lähmt die Verantwortlichen bei der Organisation von verkaufsoffenen Sonntagen“, erklärt Boris Hedde. Dabei ist der wirtschaftliche Erfolg für den Einzelhandel immer noch einer der relevantesten Aspekte. So heißt es von den Verantwortlichen in den Kommunen: „Solange der Handel möchte, werden verkaufsoffene Sonntage gefördert.“ Boris Hedde betont hier aber: „Events müssen weiterhin das zentrale Argument für verkaufsoffene Sonntage bleiben, gerade um wegen des in einigen Bundesländern geforderten Anlassbezugs Rechnung zu tragen.“ So sieht der Handelsexperte auch die Notwendigkeit für einen Perspektivwechsel seitens des Einzelhandels. Es dürfe nicht nur mit den zusätzlichen Umsätzen an einem verkaufsoffenen Sonntag argumentiert werden, sondern der Freizeitcharakter sollte eine größere Rolle spielen.
Wenn Sie an den vollständigen Ergebnissen der Umfrage zwecks Berichterstattung interessiert sind, dann nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf. Wir lassen Ihnen dann die Auswertung zukommen.