Stadtretter-Podcast #6
“Innenstadtstrategie und -zielbild
in Karlsruhe”

Hier kommt Folge 6 für Euch!

Diesmal geht es um Innenstadtstrategie und -zielbild in Karlsruhe mit Nina Bauer von VITAIL und Dennis Fischer vom City Marketing Karlsruhe.

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Frank Rehme: Ja, heute Stadtretter Podcast. Wieder eine neue Folge und heute geht es um das Thema „Zielbild“. Und ich habe hier wunderbare Gäste heute in dieser Session, einmal die Nina Bauer von VITAIL und den Dennis Fischer aus Karlsruhe. Ich würde sagen, bevor wir jetzt anfangen, stellt euch mal kurz selbst mit eigenen Worten vor und beginnen wir mal, Ladies first natürlich, mit Nina. Nina, wer bist du? Was machst du? Erzähl mal unseren Hörerinnen und Hörern, wen sie sich unter dir vorzustellen haben.

Nina Bauer: Ja, erstmal Hallo Frank. Mein Name ist Nina Bauer, ich bin die Geschäftsführerin der VITAIL GmbH. Wir sind ein Beratungsunternehmen für Kommunen und Städte im Bereich Stadtmarketing, Stadtentwicklung und ich selber blicke auf eine lange Historie zurück im Bereich Stadtmarketing. Ich habe da jetzt schon über, ja, 10, 12 Jahre drin gearbeitet, in größeren und kleinen Kommunen und freue mich heute hier zu sein.

Frank Rehme: Ja, Dennis, dann, los geht’s.

Dennis Fischer: Dennis Fischer, ich leite den Bereich City Marketing bei der Karlsruhe Marketing und Event GmbH, eine Tochter der Stadt Karlsruhe. Mache das jetzt hier seit insgesamt knapp 13 Jahren und seit ein paar Jahren auch in leitender Funktion. Genau, ich habe vorher schon als City Manager auch gearbeitet im Ruhrgebiet und ich betrachte jetzt hier in Karlsruhe die Innenstadt sehr detailliert.

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Frank Rehme: Ja, also sind wir praktisch eine Community. Wir sind alles irgendwie Ruhrpöttler, aber keiner ist, doch, nur Nina, du wohnst noch im Ruhrgebiet. Aber ansonsten sind wir alle geflüchtet und Nina hält die Stellung für uns.

Nina Bauer: Genau, Essen, gar nicht so weit von Mülheim an der Ruhr entfernt.

Dennis Fischer: Nee, das stimmt.

Frank Rehme: Super. Ja, dann wollen wir doch mal schauen. Wir haben uns mit dem Thema „Zielbild“ ja beschäftigt, schon vor längerer Zeit auch. Das war ein ganz wichtiges Thema auch im Ansiedlungsmanagement-Projekt, was wir gemeinsam ja auch gemacht haben im Auftrag vom Bundeswirtschaftsministerium, wo dieses LeAn, dieses Leerstands- und Ansiedlungsmanagement-Tool, entwickelt wurde. Und da habe ich ja viele Workshops auch mit euch gemacht und habe gesehen: Mensch, hochinteressant, Karlsruhe hat sich richtig viel Gedanken gemacht und gut aufgestellt. Ihr habt ja da auch so eine Quartiersentwicklung in verschiedenen Bereichen, was ich sehr, sehr spannend fand. Und jetzt die Frage an dich, Dennis: Wie kamt ihr dazu? Wie ist die Historie entstanden? Und wie lang war der Prozess, bis ihr erst mal da wart, wo ihr jetzt seid?

Dennis Fischer:
Ich fange mal mit der Historie an. Wir haben ja Karlsbad, ein riesiges Bauprojekt, ja, ich will nicht sagen hinter sich, also wir sind mittendrin eigentlich, haben aber diesen Stadtbahn-Tunnel jetzt seit kurzem abgeschlossen. Wir buddeln seit über 10 Jahren diese Innenstadt einmal auf links. Wir sind auch noch schwer dabei und das hat natürlich diese Innenstadt verändert. Und wir haben vieles von dem, was Städte im Allgemeinen auch schon betreffen, vermutlich einen Ticken früher gemerkt, weil wir starke Veränderungen haben, hatten baustellenbedingte von den Frequenzen, Leerstandsthematik. Alles das war ein bisschen, ich sag mal, tendenziell so ein bisschen früher bei uns. Aufgrund dieser doch sehr starken, oder die Umgebung verändernden Baustellen. Und wir haben dann oder die Stadt Karlsruhe hat dann irgendwann gesagt: Wir müssen uns mal ein bisschen für die Zukunft anders aufstellen und uns auch mal Gedanken machen darüber, was wollen wir eigentlich für diese Innenstadt perspektivisch? Perspektive 2030 war damals so der Horizont. Und wo wollen wir denn eigentlich hin? Mit welchen Vorgaben gehen wir denn eigentlich in jede Planung? Jedes Amt, jede Gesellschaft, die mit dieser Innenstadt zu tun hat, das sind ja dann doch immer einige, wie gehen wir da weiter vor und welche Ziele verfolgen wir eigentlich? Und daraufhin wurde dann ein Gutachten in Auftrag gegeben zum ja, zur Einzelhandelsentwicklung eigentlich primär, der Innenstadt bis 2030. Das war ein sehr umfassendes Gutachten mit, wo auch 100 und, knapp 130 Projekte dann tatsächlich auch rausgekommen sind am Ende, die ja sehr konkrete, weitere Schritte empfohlen haben, nicht nur Allgemeines, sondern sehr konkret eben mit Zuweisungen, welches Amt muss sich um welchen Bereich kümmern und so weiter, auch mit Budgets hinterlegt. Und das war dann ja 2019 fertig, musste noch durch den Gemeinderat, etc. pp. Und ein Teil dieser ganzen Geschichte war natürlich auch strukturelle Veränderungen bei der Zusammenarbeit auch der Ämter und Gesellschaften. Und dahinter steckte auch noch ein größeres Konzept namens „Innovativ und Quer“, „IQ“ heißt das hier in Karlsruhe. Und eines dieser IQ-Themen ist auch das Thema „Zukunft Innenstadt“, also ein Thema, das direkt beim OB angesiedelt ist. Und im Rahmen dieser gesamten gutachterlichen Tätigkeiten und auch der Aufgaben, die daraus erwachsen sind und auch der ganzen Zusammenarbeit der Ämter und Gesellschaften war es notwendig für alle, auch im Rahmen einer Zielbild-Diskussion zu klären: Wo wollen wir eigentlich hin mit dieser Innenstadt und auch wo wollen wir selbst hin letztendlich? Und das war so die Grundlage, um uns mal genauer hinzusetzen zu sagen: Welchen Weg wollen wir gehen und was bedeutet das auch ganz konkret vor Ort für bestimmte Bereiche der Innenstadt? Welche Ziele haben wir für welchen Bereich? Und da sind wir jetzt gerade mitten drin. Natürlich alles noch mal verschärft durch Corona, jetzt gerade auch ein bisschen erleichtert über die ganzen Zinsförderprogramme, auch das schlägt natürlich in die gleiche Kerbe. Und wir kommen aber immer wieder zurück auf diese grundsätzlichen Rahmenbedingungen, die wir uns eigentlich über das erste Gutachten dann so mehr oder weniger auch ins Haus geholt haben und auch dann gesagt haben: Wir wollen es auch so umsetzen.

Frank Rehme: Jetzt braucht man ja für so einen Plan, wenn alle mitspielen sollen, natürlich auch alle Betroffenen zu Beteiligten zu machen. Gab es eine Bürgerbeteiligung in dem Bereich? Wenn ich so höre, dass alle Ämter und so weiter mitgemacht haben, dann sind das ja noch lange nicht alle, sondern da ist ja auch noch Politik ganz wichtig, die man mitnehmen muss. Und die Bürger, wie ist das gelaufen? Wie ist das passiert?

Dennis Fischer: Also bei dem, ich sag mal, wir haben jetzt das Zielbild, so wie wir es jetzt entwickelt haben, betrifft jetzt, also ist mehr oder weniger ein fachliches Zielbild. Also um eine fachliche Grundlage zu haben, es gab jetzt keine riesige Bürgerbeteiligung bei dem Thema. Was gemacht wurde natürlich im Rahmen der Gutachtenerstellung war ein zweijähriger Beteiligungsprozess. Also da sind wirklich alle beteiligt worden, achtmal gefragt worden und eigentlich alle, die sich beteiligen wollten, sind auch da beteiligt worden. Das führte dann aber jetzt nicht dazu, dass dann sehr abstraktere Zielbilder entwickelt wurden, sondern sehr konkrete Maßnahmen eigentlich aus diesen Beteiligungsprozess. Das war eher so dieser Maßnahmenbereich, wo gesagt wurde: Wir möchten ganz gezielt mit euch Dinge entwickeln, wo ihr sagt, das fehlt und das brauchen wir. Und der Zielbildbereich, das war tatsächlich eher was, was wir über den Fokus auf die, ich sag mal, Verwaltung und den fachlichen Bereich gelegt haben, damit wir als letztendlich Ausführende eine Leitlinie haben und sich auch mehr oder weniger alle committen auf dieses Thema insgesamt.

Frank Rehme: Und die konkreten Auswirkungen dieses Zielbilds, wo kann man die sehen, wie sind die anfassbar?

Dennis Fischer: Also aus, die konkreten Auswirkungen sind die, dass letztendlich, also rein strukturell als Beispiel, wir arbeiten in einer „AG Innenstadt“ zusammen, dort sitzen so um die 25, 25 Ämter und Gesellschaften zusammen alle sechs Wochen. Das ist ein Gremium, das auch beschlussfähig ist und eine eigene Budgetierung im Rahmen des städtischen Haushalts bekommt oder bekommen hat. Das heißt, wir sind im Rahmen dieser gesamten Ämterrunde auch beschlussfähig und alles, was letztendlich dort beschlossen, besprochen und auch gefördert wird, es beruht letztendlich auf diesem Zielbild. Da müssen sich letztendlich auch alle darauf committen und das wird auch eingefordert letztendlich, dass es eben Prioritäten gibt bei der Umsetzung von bestimmten Maßnahmen. Das hat natürlich auch Grenzen, personelle und finanzielle Grenzen, ganz klar, angespannte Haushaltslage, das macht das Ganze nicht einfacher. Aber nichtsdestotrotz ist es schon so, dass jeder, der dort sitzt und der schaut eigentlich schon, dass man Dinge dort umsetzt und macht und danach eben guckt, dass man es im Haus dann prioritär umgesetzt bekommt.

Frank Rehme:
Jetzt ist ja ganz wichtig dabei, dass so ein Zielbild natürlich dafür sorgt, dass, ja, ich sage mal, Partikularinteressen, um das mal vorsichtig auszudrücken, im Zaum gehalten werden, die dann manchmal nicht auf dieses Zielbild dementsprechend einzahlen. Macht eigentlich eine Beschlusslage wesentlich einfacher dann, oder? Wenn man sagt: Okay, passt dazu oder passt nicht dazu, ne?

Dennis Fischer: Genau, also es ist ein Filter auch letztendlich klar, man kann also Dinge auch mal sagen: Nein, das hat jetzt keine Prio, das ist jetzt einfach nicht in dem Zeitabschnitt, den wir jetzt betrachten. Und das ist, weil dahinter steht noch ein sogenannter „Aktionsplan“, der gilt jetzt erst mal bis 2026, der war für sechs Jahre aufgestellt und der wird gerade fortgeschrieben mit dem Ziel, das dann von 2026 bis 2030 noch mal weiterzuführen. Und dieser Aktionsplan ist Grundlage des Handelns und dort gibt es Möglichkeiten natürlich auch innerhalb, noch mal Priorität noch zu verschieben und auch begründet zurückzustellen oder nach vorne zu holen. Das haben wir dann im Rahmen der ganzen Corona Auswirkungen auch gemacht. Das wird natürlich dann neu bewertet, geguckt: Was können wir im Rahmen des Aktionsplans oder was müssen wir vorziehen? Das Thema Leerstand war dann ganz akut natürlich und deshalb auch LeAn, kam uns da sehr gelegen, dass man sich da zusammensetzt und gemeinsam im Kommunalverbund guckt, dass man Lösungen dafür entwickelt. Aber das ist so eine Richtschnur letztendlich und macht es natürlich einfacher, auch hinsichtlich des Zielbildes zu sagen: Wir haben Prio hier ganz klar uns, wir haben uns fünf und fünf Ziele und Strategien gesetzt, grobe Oberziele, die dann noch mal feiner ausjustiert wurden. Und diese fünf Ziele muss man sich einfach mal regelmäßig noch mal durchlesen. Man vergisst die vielleicht zwischendurch noch mal. Aber das ist natürlich vor dem Hintergrund, eigentlich kann man das durchdeklinieren, dass da Ableitung zu diesen Zielbildern jeweils getroffen werden können.

Frank Rehme: Jetzt mal die wichtigste Frage, die sich sicherlich viele Hörerinnen und Hörer stellen: Wert ihr ohne Zielbild soweit, wie ihr jetzt seid?

Dennis Fischer: Ich glaube, es ist ein, ich will es nicht als als singulär, singuläres Thema betrachten. In Summe aller Maßen, aller Ideen, die dahinter gesteckt haben, ist es glaube ich schon so, dass wir dann ohne das nicht da werden, wo wir jetzt sind. Aber das Zielbild hat es natürlich nochmal deutlich vereinfacht, weil man sich dort eben tatsächlich zusammen committed, bestimmte Themen einfach nach vorne zu bringen. Und das ist gerade im Bereich der Innenstadt, ja, ich habe grade gesagt, 25 bis 30 Akteursgruppen eigentlich, die alleine auf Verwaltungsseite da sind, die natürlich von anderer Seite wiederum Ansprüche angemeldet bekommen: Macht doch bei uns einmal zuerst. Und dann heißt es: Was macht ihr denn jetzt schon wieder in der Innenstadt? Hier im Stadtteil XY ist es genau so wichtig. Aber genau das ist es letztendlich schon so, dass man sagt: Nein, wir haben das, wir haben Erstens den Auftrag und wir haben uns dazu verpflichtet, letztendlich dieses Zielbild auch wahrzunehmen. Und deshalb ist es eben prioritär und das bringt uns natürlich dann in die Situation, dass man dann schon sagen kann, dass es natürlich auch dazu führt, dass man einen Schritt weiter ist, als man vielleicht wäre, wenn man das nicht hätte.

Frank Rehme: Also ganz klar, höre ich daraus, deine Empfehlung: Städte beschäftigt euch mit einem Zielbild, richtig?

Dennis Fischer: Auf jeden Fall. Also es gibt einfach den Rahmen und die Leitlinien für alle, die an einem bestimmten Thema, in dem Fall Innenstadt, arbeiten und erleichtert einfach vieles, glaube ich.

Frank Rehme: Ja, wunderbar. Dann ist da die ideale Überleitung zu Nina. Nina, wenn jetzt eine Stadt den Podcasts hier hört und sagt: Mensch, Zielbild wollen wir auch machen. Dann sollen die natürlich erst mal bei dir anrufen, ist ganz wichtig. Aber wie kommt man denn dazu? Was muss man denn da machen, um so ein Zielbild mit einer hohen Akzeptanz in so einer Stadt auch an den Start zu bringen?

Nina Bauer: Wenn jetzt so eine Stadt noch gar kein Zielbild hat, ist es erst mal wichtig, dass ich vielleicht mir die Ist-Situation vor Augen führe. Also was sind meine Stärken, was sind meine Schwächen als Stadt? Was kann ich besonders gut? Wo ist Verbesserungsbedarf? Und da ist es auch schon mal ganz wichtig, vielleicht auch schon mal ein Erstpartipationsprozess mit einzuhören, also die Stakeholder einer Stadt ebenfalls mit zu befragen und das nicht nur aus Verwaltungssicht zu sehen. Und dann ist, wie Dennis das schon gesagt hat, wichtig: Wo will ich hin als Stadt? Und darauf abgeleitet wird ja dann für eine Stadt ein Zielbild entwickelt. Wir sagen immer: Alle Macht geht von den BesucherInnen aus. Weil es ist schön, wenn ich als Verwaltung ein Zielbild entwerfe, es muss aber auch von allen Beteiligten mitgetragen werden. Und es zielt ja auch darauf hinein, wenn die dann dementsprechend die Maßnahmen mit umsetzen, was dann der letzte Schritt ist, dass aus einem Zielbild einer Stadt dann auch Projekte abgeleitet werden, Umsetzungsmaßnahmen abgeleitet werden, die dann auch zur Erreichung des Zielbildes dann dementsprechend einzahlen und umgesetzt werden.

Frank Rehme: Ja, wichtig dabei ist ja immer so die Bürgerbeteiligung, hast du selber grad gesagt: Alle Macht geht von den BesucherInnen aus.

Nina Bauer: Genau, richtig.

Frank Rehme: Wie sieht denn so eine Bürgerbeteiligung aus? Was kann man sich darunter vorstellen?

Nina Bauer: Ach da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Man sollte auch verschiedene Möglichkeiten als Stadt selber ansetzen, damit die auch möglichst viele Beteiligte erreichen. Das kann einmal sein, indem ich natürlich ganz analog irgendwelche Werkstätten durchführe oder es etwas kreativer mache. Wir haben beispielsweise einen neuen Bad Neuenahr-Ahrweiler jetzt in den letzten Jahren so einen Walk-in-Lab gemacht. Wo eigentlich ohne viel Aufwand und ohne großartige Anmeldung oder jetzt an der Workshop Teilnahme die Bürgerinnen und Bürger einfach abstimmen konnten, für das, was sie für eure Stadt haben wollten. Das kann aber auch natürlich der klassische Workshop oder die Abendveranstaltung sein und halt auch ganz, ganz wichtig für viele ist das Thema Onlinebeteiligung. Also, dass ich da einen schnellen Zugang habe, auch mal dementsprechend abzustimmen, was für meine Stadt wichtig ist, indem beispielsweise dann auch Leute, die berufstätig sind, auch die Möglichkeiten haben, an dem Ganzen teilzunehmen.

Frank Rehme: Ja, wichtig ist ja auch neue Zielgruppen für die Zukunft zu gewinnen.

Nina Bauer: Genau, richtig.

Frank Rehme: Da sind ja sehr stark auch die Jugendlichen mit einzubeziehen.

Nina Bauer: Das ist ganz richtig, ja. Das haben wir jetzt auch gemacht in Mönchengladbach, da haben wir eine Jugendbeteiligung durchgeführt. Weil viel mehr, vielmals die Interessen der Jugendlichen, obwohl das ja die Bürgerinnen und Bürger der Zukunft sind, die ja dann auch in der Stadt dementsprechend verweilen sollen, einkaufen sollen oder auch bestenfalls vielleicht auch mal ein eigenes Unternehmen gründen wollen, halt dementsprechend auch mit bedacht werden. Und da haben wir mit einem sehr, sehr niederschwelligen Zugang gearbeitet in Mönchengladbach. Das waren dann verschiedene Moodbots, die wir zur Verfügung gestellt haben, um halt zu erfragen, was den Jugendlichen wichtig ist in ihrer Stadt. Mich hat sehr überrascht, dass es dann die klassischen 3S war, also Sicherheit, Sauberkeit und das haben wir dann mit Abstimmung von Lego-Steinchen gemacht. Also wirklich ganz, ganz niederschwellig und war eine sehr, sehr rege Beteiligung gewesen.

Frank Rehme: Ja, ganz wichtig ist ja auch als so eine Stadt, glaube ich, mal in seine Historie zu gucken: Wo kann ich eigentlich aus einem Erbe aus früherer Zeit mal etwas rausgenerieren, was für meine Stadt dann als Zielbild taugt?

Nina Bauer: Genau

Frank Rehme: Also ich habe mal gesehen, ich war in Kevelaer, genau, in Kevelaer am Niederrhein. Die haben ja so als Zielbild Pilgerort zu sein, Walfahrtsort zu sein, sprich die haben den lieben Gott und der sorgt dafür, dass auch in Zeiten, wo der Handel zu ist, genug Frequenz in der Stadt ist und viele Maßnahmen bauen natürlich darauf. Andere Stadt zum Beispiel ist ja Wacken. Kennen wir alle als Heavy Metal Hauptstadt der Welt mittlerweile. Vor 30 Jahren kannte kein Mensch Wacken. Wenn in Wacken jetzt ein Acker zu feucht ist und schlammig ist, dann ist das sogar eine Tagesschau Sondermeldung wert, weil auf einmal dann die Heavy Metal Fans da im Schlamm versinken. Also daran sieht man mal, gerade bei Wacken jetzt noch mal um darauf zurückzukommen, man kann sich jetzt als Heavy Metal Fan direkt auf der Stadtwebseite registrieren und kriegt dann eine @wacken.de E-Mail-Adresse, um sich als Fan dann zu outen und da sieht man, dass die ganze Stadt dann da auch mitspielt. Wobei das Heavy Metal Festival nicht aus einem Zielbild der Stadt entstanden ist, sondern durch ganz andere Initiativen und die Stadt hat aber voll diesen Pullover dann übergezogen und spielt dieses Thema dann sehr gut mit. Ja, man sieht, wie wichtig Ziele sind. Man sagt ja immer: Wer kein Ziel hat, für den ist jeder Wind der richtige, aber in die Richtung zu gehen. Dennis, jetzt noch mal Frage zurück an dich: In Karlsruhe seid ihr dran und habt die Quartiere auch dementsprechend so, ich sage mal, aufgeteilt, dass du Dienstleistung dort hast, Handel da hast und so weiter. Das war ja auch ein Ergebnis dieser Zielbildgeschichte, ne?

Dennis Fischer: Ja, also in der Folge, genau. Das ist letztendlich eine dieser Ableitungen, die wir aus dieser ganzen Geschichte heraus getroffen haben. Wobei ich dazu sagen muss, dass wir neben dieser ganzen Zielbildentwicklung, wo es, haben wir natürlich noch so eine gesamte, also eine Markenkernentwicklung noch parallel. Also das sind ja dann andere eher abstraktere Themen, auf die dann die gesamte Stadtmarke und letztendlich auch die Entwicklungsziele für die Stadt nochmal aufbauen. Wir haben für die Quartiere dann aus dem generellen, aus den generellen Zielen für die Innenstadt nochmal eben diese, ja, wenn man sie möchte, Unterziele für einzelne Quartiere entwickelt oder entwickeln lassen bzw. wir sind dabei, das Ganze auch mit Leben zu füllen. Das ist natürlich ein Prozess der in einer Stadt wie Karlsruhe, die als komplett geplante Stadt, wenn man mal hier war oder noch nicht hier war, dann ist es sicherlich ein Besuch wert, sich das Ganze mal anzuschauen, eher eine, ja, durchaus eine Schwierigkeit darstellt. Weil wir diese gewachsenen Strukturen mit Strässchen und Plätzchen, die sich dann allein aus dem organischen Wachstum einer Stadt oder einer Innenstadt ergeben, gar nicht so haben. Wir haben eine sehr stringente Straßenführung, wenige uneinsehbare Geschichten, sondern alles sehr gerade…

Frank Rehme: Sehr geometrisch.

Dennis Fischer: Sehr geometrisch, genaue, der berühmte Fächergrundriss. Und was wir gerade versuchen ist, wir stülpen dem, und das wird auch durchaus kritisch gesehen von Einigen zu sagen: Warum macht ihr das denn überhaupt? Weil wir diese Quartiersbildung so nicht hatten, aber wir sind davon überzeugt, dass wir es brauchen. Weil wir die Quartiere zum einen von der Entwicklung her, das heißt Schwerpunkte zu setzen, also wir differenzieren nicht komplett aus nach Dienstleistung, Handel, Kultur, sondern wir versuchen natürlich, Ziel ist immer das gemischte Quartier zu entwickeln, aber wir setzen schon auch Schwerpunkte. Und ein Schwerpunkt ist zum Beispiel, dass wir sagen, im Bereich der östlichen Kaiserstraße, ehemalige 1a-Lage, das wird, wo wir sagen, da ist Handel gar nicht mehr prioritär. Da wollen wir was ganz anderes ansehen, nur mit Dienstleistung, da wollen wir Kreativwirtschaft hinbringen. Und alle diese Themen versuchen natürlich abgeleitet auf die Quartiere umzusetzen und dort gemeinsam mit den Akteuren, das sind Vorschläge, die wir letztendlich bringen, die auch gut angenommen werden jetzt, zinsgefördert natürlich auch finanziell stark unterstützt, gut angenommen werden. Das gesagt wird: Ja, wir sehen das Ziel, nämlich eine viel diversere Stadt zu entwickeln, als es bislang war. Karlsruhe hat immer so eine Haupteinkaufsmeile, Kaiserstraße und dazu noch ein Center mitten reingepflanzt, aber das es dort verschiedenste Ziele gibt, die man in der Innenstadt besuchen kann. Und die sich auch tatsächlich ausprägen im öffentlichen Raum, die sich ausprägen im Besatz, die sich ausprägen dadurch, dass sich dort ganz verschiedene, ja, aus verschiedener Art, die die Stadt letztendlich auch genießen kann. Das versuchen wir gerade in die, ja, zu überführen, als von der Idee in letztendlich in den öffentlichen Raum, in den Besatz hinein, mit den Akteuren gemeinsam. Das ist so dieser Prozess, den wir ableiten aus diesem Grundprozess, dass wir sagen: Wir wollen das, das ist unser Ziel und bitte geht mit. Das ist eine Art von, ich sag mal, Learning by doing Bürgerbeteiligung, wenn man so möchte. Also wir sagen nicht vorher, lass uns besprechen, was wir wollen und das machen wir dann. Sondern wir gucken, dass wir eher, das ist eher so eine Hands-on Geschichte und wir korrigieren auch viel, ja. Das heißt, wir sind, wir sind sehr stark darauf, davon abhängig, dass wir erstmal Dinge auch ausprobieren. Wir haben gerade, machen gerade viel im Bereich Social Media Marketing, um diese Quartiere auch letztendlich überhaupt mal ins Bewusstsein auch der Akteure zu bekommen und daraus entwickeln sich auch neue Dynamiken. Und es ist sehr interessant und spannend zu sehen, was dann passiert, wenn man tatsächlich auch mit Geld, mit Unterstützung mal so Prozesse anleitet, die vorher gar nicht da waren, Nachbarschaften, die es gar nicht gab und die wir jetzt gerade so ein bisschen versuchen zu entwickeln.

Frank Rehme: Ja, man sieht, wie viel Dynamik da drin steckt und wie viel Dampf. Nina, du hast auf deiner Webseite ja stehen: Verstehen, planen, machen, teilen. Für den Prozess von so einem Zielbild, was kann man sich darunter vorstellen?

Nina Bauer: Ja, erstmal verstehen, wie ich es gerade schon mal gesagt habe, ist diese klassische Ist-Analyse. Also wo sind meine Stärken und Schwächen meiner Stadt? Wo stehe ich gerade? Da ganz wichtig, aber auch die, sagen wir mal, die Umfeldszenarien mit zu betrachten, also Chancen und Risiken, die klassische SWOT-Analyse, was sind so die Trends der Zukunft? Was sind aber auch die Risiken der Zukunft? Was kann man absehen, beispielsweise die aktuellen Krisen? Wie kann man sich darauf reagieren? Verstehen wir so ein bisschen das Verstehen da auch gerne schon mal, wie gesagt, der erste Patipationsprozess mit BürgerInnen Beteiligung oder Stakeholder-Abteilung. Weil es ist auch ganz wichtig, wie sehen die Bürgerinnen und Bürger, die Stadt, wie sehen die Stakeholder, die Hauptakteure, die in der Stadt tätig sind, das Ganze? Planen geht ja dann so ein bisschen auch in das Thema schon Zielbildentwicklung, dass man dann sagt: Okay, wo möchte man hin? Und welches Zielbild möchten wir verfolgen als Stadt? Was kann man da drunter verstehen? Am Besten vielleicht auch noch mal mit dem Thema ein bisschen Corporate Design unterlegt und dann machen, ist ja ganz klar die Umsetzung der Maßnahmen, die sich aus der Zielbilderreichung also ableiten, also die Umsetzungsphase, wie man so schön sagt, und teilen ist natürlich das ganz Wichtigste auch über den Erfolg, über die Maßnahmen, die wir machen, das Ganze zu informieren, sei es über die verschiedensten Kanäle. Dennis hat es ja gerade gesagt, Social Media auch mal so ein bisschen sichtbar machen für die Bürgerinnen und Bürger. Was passiert denn jetzt eigentlich und dass wir auch die Meinungen und Anregungen auch ernst genommen werden von den Bürgerinnen und Bürgern, dass auch Erfolge sichtbar gemacht werden. Das ist also auch immer ganz ganz wichtig, dass das nicht nur hier so ein Beteiligungsformat ist, sondern auch tatsächlich das Ganze ernst genommen wird.

Frank Rehme: Ja, vielen Dank an euch Beiden zu diesem äußerst spannenden Thema. Für unsere Hörerinnen und Hörer, wenn ihr neugierig geworden seid und mehr darüber wissen wollt: ich habe in den Shownotes die Kontaktdaten von Nina und Dennis hier zusammengestellt, dann könnt ihr ja eventuell da mal die eine oder andere Frage stellen. Gerade dieses Thema Zusammenarbeit von Städten ist ja etwas, was jetzt immer mehr Bedeutung gewinnt auch. Und ja, wir freuen uns auf die weitere Entwicklung, halten da natürlich ein Auge drauf und wünschen euch ein gutes Gelingen. Ciao!

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