Hier kommt Folge 12 für Euch!
Diesmal mit Thomas Stäb, Geschäftsleiter Vertrieb bei tegut… gute Lebensmittel GmbH & Co. KG über Teo, den smarten Store für Städte.
Diesmal mit Thomas Stäb, Geschäftsleiter Vertrieb bei tegut… gute Lebensmittel GmbH & Co. KG über Teo, den smarten Store für Städte.
Intro: Die Stadtretter – Der Podcast
Frank Rehme: Stadtretter, der Podcast. Ja und wir haben heute hochinteressante Gäste mal wieder. Und zwar begrüße ich hier am Mikrofon einmal unseren lieben Freund Stefan Müller-Schleipen, Stadtretter der ersten Stunde und dann natürlich den Thomas Stäb von tegut. Grüß euch zusammen.
Thomas Stäb: Hallo.
Stefan Müller-Schleipen: Hallo Frank, wie geht’s?
Frank Rehme: So, die paar Leute, die euch jetzt noch nicht kennen, die wollen wir jetzt natürlich nicht im Dunkeln lassen. Und insofern würde ich sagen, macht mal eine kurze Vorstellung: Wer ihr seid? Was ihr tut? Und ich würde sagen, lasst uns mal mit dem Thomas anfangen.
Thomas Stäb: Ja, Thomas Stäb, mein Name, ich bin bei tegut mittlerweile seit über 27 Jahren im Vertrieb tätig. Hab klassisch im Supermarkt gestartet, dort unterschiedlichste Formate und Supermärkte, teilweise als Filialleiter, Filial-Geschäftsführer wie es sich nennt, eröffnet. Im Außendienst dann gearbeitet und seit 2019 habe ich die spannende Aufgabe, neue Konzepte für tegut mit zu gestalten, mit zu kreieren und mit auf den Markt zu bringen und daraus sind eben zwei tolle Konzepte, teo und QUARTIER, entstanden.
Stefan Müller-Schleipen: Genau oder ich übernehme den Ball einfach mal frei so von der Leber weg. Ich bin Stefan Müller-Schleipen, Mitgründer, Initiator der Stadtretter, die gibt’s jetzt seit 3,5 Jahren und wer noch nicht weiß, was die Stadtretter sind, einfach mal googeln. Wir wollen Kommunen in den Austausch bringen, Städte und Gemeinden vernetzen, wir wollen aber auch gute Lösungen, unter anderem wird die heute ein bisschen bekannter machen, weil wir glauben, es ist Zeit, dass wir gemeinsam die Schultern schließen und nicht jeder an seinen Einzellösungen rumfummelt, sage ich jetzt mal so ein bisschen platt. Ja.
Frank Rehme: Ja und heute geht es natürlich in erster Linie auch um unseren lieben teo, den ihr entwickelt habt. Ich erinnere mich noch gut an die Zeiten, als Amazon den ersten Go hatte, damals noch an seinem Campus und ich habe noch nie so viele Presseanfragen gekriegt, die irgendwelche Kommentare von mir haben wollten zu diesem Thema Smart Stores dann. Wir haben dieses Thema auch auf unserem Blog ZukunftDesEinkaufens.de dann sehr, sehr intensiv auch weiterverfolgt und haben auch die großen Ansagen gehört von Amazon, dass man bis zum Jahre 2023 3.000 Stores eröffnet haben will. Momentan sind die irgendwo in der 20, glaube ich, also Ziel leicht verfehlt. Und man sieht aber, dass diese Grab-and-Go-Stores oder wie eben Just-Walk-Out und solche Sachen wie, gibt es ja viele Namen von diesen Smart Stores, dass die ja mittlerweile von jedem irgendwie getestet und ausprobiert werden und schon in vielen Bereichen, hier sieht man auch bei unseren Discountern auch, natürlich auch bei euch bei tegut, schon live sind. Wann habt ihr den Ball aufgegriffen, lieber Thomas?
Thomas Stäb: Ja den Ball haben wir aufgegriffen 2018/2019, wo wir uns in einer Projektgruppe damit beschäftigt haben: Welche zukunftsfähigen Konzepte wird es im Einzelhandel geben und welche sind lohnenswert nachzuvollziehen? Da haben wir damals irgendwie zwölf, dreizehn Konzepte aufgezeigt und aufgezeigt bekommen, wo wir uns dann eben für 4, die es lohnenswert zu verfolgen sind, darauf verständigt haben und eines daraus war teo, was dann eben auch 2019 das erste Mal als Pilotstore vor unserer Zentrale, damals noch ein Übersee-Container, wo wir einfach gesagt haben: Wir brauchen ein technisches oder wir brauchen ein Vehikel, wo wir die Technik testen können, um dann parallel eben an dem Konstrukt teo weiter zu arbeiten und das entwickeln zu können. Also 2018/2019 waren die ersten Gedanken und 2020 im November haben wir dann den ersten teo ja eröffnet.
Frank Rehme: Ja, ersten teo eröffnet. Wieviel teos gibt es jetzt aktuell?
Thomas Stäb: Aktuell 40.
Frank Rehme: 40 schon? Oh, Glückwunsch! Habt ihr Amazon ja gut überholt, ne?
Thomas Stäb: Ja gut, überholt, aber ich kann das verstehen, dass man natürlich, wenn man so ein Konzept auf den Markt bringt und das haben wir damals auch gemacht, gesagt: Okay, man sieht einen riesen Potential dafür. Allein in Deutschland gibt es einen Gutachten, was aufzeigt, dass bis 8.500 solcher Smart Stores in Deutschland an Standorten möglich wären. Und natürlich ist man leicht dazu geneigt und ich habe damals auch so schön gesagt: 200, 300, das traue ich mir bei teo auch zu. Die Frage ist halt immer: Welchen Zeitraum? Also ich habe nie einen Endzeitraum genannt, sondern gerade wenn man ein technisches Konzept entwickelt, muss man halt immer eins sich bewusst machen: Die Technik entwickelt sich immer weiter. Und gerade bei den Smart Stores geht es aus meinem Gesichtspunkt nicht, wer ist derjenige, der am schnellsten die meiste Anzahl hat, sondern wer hat immer up to date die beste Technik aus Kundengesichtspunkten, die am besten funktioniert und dem Kunden das Einkaufen leichter macht. Und da ist man halt gut beraten, nicht nur auf Geschwindigkeit, sondern eben auch auf Perfektion zu setzen und das ist natürlich sehr müßig.
Frank Rehme: Ja, interessant. Stefan, aus Städtesicht jetzt mal für die Stadtretter. Ist das eher etwas für den urban, für den ländlichen Raum? Wo würdest du da den Schwerpunkt sehen?
Stefan Müller-Schleipen: Ich muss ganz anders anfangen, Entschuldige. Ich sehe es aus Sicht meiner Oma, weil das habe ich immer verfolgt, was sie für Wege zurückgelegt hat und einer ihrer Hauptwege war die Lebensmittelversorgung in der Stadt. Und die hat in Hanau gewohnt und da war neben dem Kaufhof ein Lebensmittelhändler und da ist meine Oma regelmäßig hingelaufen und hat die Besorgungen erledigt. Als es hieß: Der macht zu, war meine Oma geschockt und ich glaube viele andere auch, weil diese Wegebeziehung und auch das Fußläufige weggefallen ist. Und es gab ja, ich bin kein Profi in dem Bereich, aber es gab ja vor mehreren Jahrzehnten den Trend, diesen ganzen Lebensmittel in Gewerbegebiete oder in Stadtrand auszuhandeln und nur mit dem Auto erreichbar zu machen und großes Center außerhalb der Stadt zu bauen. Und ich kann dir aus kommunaler Sicht nur sagen und aus meiner eigenen Perspektive auch: Wir dürfen auch die nicht vergessen, die nicht so mobil sind und das können die Bewohner der Innenstadt sein, es können aber auch die Bewohner im ländlichen Raum sein, die vielleicht keine gute ÖPNV Anbindung haben. Und eine gute Lebensmittelversorgung zu haben sollte eigentlich jeden interessieren und deswegen sage ich, so ein Konzept, teo ist natürlich was, natürlich für den ländlichen Raum, aber es gibt genügend Nutzungskonzepte mitten in der prosperierenden Innenstadt, wo man vielleicht sagen könnte: Da müssen wir euch auch nochmal nachsteuern. Und es ist also ein multifunktionales Konzept, was an mehreren Standorten, meiner Meinung nach, funktionieren kann und ich hoffe, der Thomas korrigiert mich, wenn ich was Falsches sage.
Frank Rehme: Ja Thomas, ihr habt ja sicherlich irgendwie so eine Zielgruppenanalyse, Standortanalyse vorher gemacht, bevor man überhaupt erst mal losläuft. Was ist bei euch so im Fokus?
Thomas Stäb: Tatsächlich haben wir genau das nicht gemacht, sondern wir haben uns entschieden: Wir machen nicht einen teo, sondern wir machen in der Testphase 10 teos, damit der eine nicht eine Punktlandung oder eine Bruchlandung wird. Weil wenn du nur einen machen darfst, musst du dich entscheiden: Stadt oder Land? Sondern wir haben bewusst gesagt: Wir machen beides, wir gehen in städtische Bereiche, wir gehen in unterschiedliche städtische Bereiche, in die Hochfrequenzlage, wir gehen aber auch in Quartiersentwicklungen rein oder auch in Einkaufszentren oder eben auch in Institutionen wie Kliniken oder Hochschulen, um einfach zu schauen: Wo passt das Konzept sich am besten den Gegebenheiten an, was Stefan eben gesagt hat, so dicht wie möglich an die Bevölkerung zu kommen? Im ländlichen Raum ist es relativ leicht, da schaust du halt: Gibt es noch eine Dorfmitte, kann man sich dort platzieren? Ist eine Grünfläche und eine Freifläche irgendwo frei an der Lage, wo man sich eben gut auch für die Erreichbarkeit der Kunden machen kann? Und genau so sind wir eben vorgegangen wo wir gesagt haben: Wir experimentieren mit den Kunden. Unser Marketingmensch hat sich zwar immer gewünscht: Beschreib mal eine Zielgruppe. Wo ich sage: Das ist mir zu spitz. Warum soll ich jetzt mit was Neuem spitz werden, wenn ich ja eigentlich die breite Masse an der Bevölkerung nicht ausschließen will, sondern eigentlich mit dem Konzept erreichen will?
Stefan Müller-Schleipen: Genau.
Frank Rehme: Und du hast gerade dieses Thema Fläche, gibt es eine freie Fläche, ist das Flächenproblem groß oder eher klein?
Thomas Stäb: Auch das war so eine bewusste Entscheidung. Der teo hat ja nur 50 Quadratmeter Verkaufsfläche und wir brauchen so ungefähr 120 Quadratmeter Verkehrsfläche, um den teo aufzubauen. Und für uns war es immer wichtig, genau zu sagen: Wir halten an dieser Größe fest, wir machen ihn nicht größer. Weil sowohl im städtischen Bereich, aber auch teilweise in kleineren Vororten oder so Vororte mit 3-4.000 Einwohner, in Kleinstädten, ist natürlich freie Fläche etwas Rares. Und wir wollen halt natürlich genau Lagen mit teo bespielen, wo man eigentlich Nahversorgung braucht, aber die klassische Nahversorgung, so wie wir sie kennen, vom Discounter oder vom Supermärkten, keine Fläche bekommt. Und da ist die Größe etwas entscheidendes, weil es gibt, wenn man jetzt im Rhein-Main-Gebiet in der Nähe von Frankfurt sich anschaut, viele Orte, die haben 4-5.000 Einwohner, aber wenn man da Mitten rein will, ist alles so dicht bebaut, dass es noch nicht mal für die 120 Quadratmeter Verkehrsfläche teo etwas gibt und deshalb gehen wir dann schon mal an Ortsrandlagen, wo man sagt: Okay, Nähe von Sportplätzen dort oder wo Gemeindezentren ist, wo eben auch Leben stattfindet, lasst uns schauen, dass wir dahin gehen. Aber die Fläche ist natürlich etwas, was von der Größe her extrem für uns entscheidend war, klein zu bleiben und nicht auch größer zu werden.
Stefan Müller-Schleipen: Mein Stadtretter Herz freut sich natürlich, wenn wir da mit einen Beitrag leisten können und wirklich den ländlichen Raum, der ja vielleicht ein bisschen abgehängt ist, also wenn der wahre ländliche Raum nicht der Speckgürtel der Metropole angesprochen ist, wenn man den stärken kann und den unterstützen kann, um auch vor allen Dingen die Bevölkerungsschichten, die wirklich nicht so mobil sind, mit Lebensmitteln zu versorgen. Privat freue ich mich über jeden teo, der bei mir im Nachbarort steht einer und ich freue mich darüber, weil wer kennt das nicht: Es ist Samstagabend, man hat Lust, auf was auch immer oder ein Liter Milch fehlt, dann nochmal rüber. Früher sind wir an die Tankstelle, haben horendes Geld dafür bezahlt, ja, und eine Option zu haben: Ich gehe jetzt in einen Supermarkt, der hoffentlich 24 Stunden für mich da ist, rund um die Uhr, 7 Tage die Woche, gibt mir ein Gefühl der Sicherheit und auch Bequemlichkeit, weil ich weiß: Da werden meine Probleme gelöst, die manchmal ganz profan sind: Ich habe Sonntag mittags Leute eingeladen, aber die Kaffeesahne fehlt zum Kaffee und das ärgert mich und wenn es da eine Lösung für gibt, finde ich sie immer gut.
Frank Rehme: Ja, und das freut natürlich meinen Dorfbewohner Herz, ich bin ja noch in so einem Zweitwohnsitz, in so einem Dorf im Hunsrück, 500 Einwohner. Ich freue mich immer, wenn ich da hinkomme, denn ich bin da einer der Jüngsten, so, und das ist total überaltert alles, der nächste Supermarkt ist gut 12 Kilometer weg, ÖPNV existiert nicht in dem Ort. Das heißt, sehr alte Bevölkerung, die unbedingt mobil sein muss und da fehlt komplett, weil da gibt es auch nicht mal mehr ein Wirtshaus, da ist gar nichts mehr, aber Platz wäre da, zum Beispiel mitten im Ort, ein großer Parkplatz, der mal 120 Quadratmeter abzwacken könnte. Aber genau darum geht es, genau diese Bevölkerung, die ja auch nicht nur jetzt im Hunsrück so ist, sondern in MeckPomm und überall eigentlich anzutreffen ist, wo Dörfer immer mehr überaltern, Jugend zieht weg, Leerstände gehen natürlich hoch, nicht nur im Bereich des Handels, sondern auch bei den Wohnungen und Häusern und genau da letztendlich die Bevölkerung zu versorgen ist, glaube ich, eine große Aufgabe in Deutschland, die mit so einem Format natürlich wunderbar gelöst werden kann.
Stefan Müller-Schleipen: Und das ist ja nur ein Ansatz, das ist ja nur ein Teil, das ist ja Lebensmittelversorgung, wir müssen uns aber fragen: Was kann man vielleicht adaptiv dazu bauen? Um die anderen Probleme, die es da auch noch gibt, Geldversorgung, ja es gibt ja auch rollende Banken, glaube ich mittlerweile, diese Themen, für so ein Dorf, für so eine Struktur wieder zurück zu gewinnen. Und ich finde es mutig, ich finde es auch toll, was tegut dann macht und sagt: Wir gehen da mal rein, wir machen jetzt einfach mal, wir gucken uns 10 Läden an und schauen mal, wo die Zielgruppe herkommt, weil so richtig definiert haben wir sie auch noch nicht. Ja, klasse.
Thomas Stäb: Ist auch extrem schwierig. Klar, ein Marketing-Experte sagt natürlich: Gib mir eine Zielgruppe, dann kann ich dir ein super Marketing-Konzept runterschreiben. Aber gerade wenn wir das Thema ländlicher Raum oder Dorf ansprechen, wenn ich jetzt 1.500 Einwohner hab und ich sage: Das Konzept ist nur für Menschen bis 40 geeignet, dann würde ich jetzt in dem Beispiel Hunsrück, ganz viel Bevölkerung ausschließen und ich wüsste schon, das geht gar nicht. Und deshalb sage ich, sind wir teilweise auch oft im ländlichen Raum, kriegen wir die Frage gestellt: Klappt das Konzept auch für die ältere Bevölkerung oder für die älter werdende Bevölkerung? Jetzt kann ich Gott sei Dank sagen, haben wir das Problem endlich mal angegangen und können auch sagen, wir haben es gelöst. Ich habe mitten, also im März diesen Jahres haben wir den ersten teo in einer Seniorenresidenz eröffnet und wen wundert’s? Er funktioniert.
Stefan Müller-Schleipen: Darf ich eine böse Frage stellen? Darf der Sonntag öffnen oder muss der sonntags auch zu haben?
Thomas Stäb: Der darf sonntags öffnen, der ist in Bayern.
Frank Rehme: Oh.
Stefan Müller-Schleipen: Okay.
Thomas Stäb: Da haben wir es nicht verboten bekommen und er ist ja auch in der Seniorenresidenz drinnen. Klar, ist er auch zugänglich für die Kundschaft aussen, aber man muss auch sagen, auch das ist die Zielgruppe von außerhalb sollen natürlich auch Kunden einkaufen können, aber mir ging es wirklich mal darum, diesen, das Hardliner Experiment zu machen und wirklich den Beweis anzubringen: Jetzt tut mir mal bitte die ältere Bevölkerung nicht immer als ältere Bevölkerung nennen, das sind alles Menschen, die auch gelernt haben mit Handys, mit iPads, mit Computer zu arbeiten und so weiter. Die können das. Die mussten irgendwann, mussten alle lernen, dass der Bankautomat da ist, der Kontoauszugssdrucker da ist und so weiter und sofort. Und scannen, ich sage das immer so ein bisschen plakativ, haben wir alle schon von den Kindesbeinen auf gelernt, wir haben alle schon mit der Registrierkasse als kleine Kinder gespielt und Supermarkt und verkaufen und abkassieren gespielt. Also das ist jetzt nichts, was man nicht den Leuten nahe bringen kann und ich bin halt total froh, dass das halt einfach auch in so einer Seniorenresidenz gut ankommt, weil man einfach sagt: Ja, der ländliche Raum hat dadurch noch mehr Berechtigung kommen. Weil auch da: Wir werden alle älter.
Frank Rehme: Jetzt mal ein kurzer Hinweis in eigener Sache und zwar könnt ihr die Stadtretter auch unterstützen und das ohne einen Cent auszugeben. Indem ihr einfach die Stadtretter weiter empfehlt, den Kolleginnen und Kollegen, Freundinnen und Freunden davon erzählt, welches cooles Netzwerk das hier ist. Dann könnt ihr natürlich gerne eine Bewertung im Podcatcher eurer Wahl abgeben, am besten natürlich immer 5 Sterne und abonniert den Newsletter, dann seid ihr immer bestens informiert. So, jetzt geht es aber weiter.
Aber das ist ein guter Hinweis von dir, Stefan, Öffnungszeiten. Ich war vor vier Wochen, war ich in Thüringen, hab eine Podiumsdiskussion gehabt, zum Thema Zukunft des Handels und so und da kam natürlich auch die große Frage: Öffnungszeiten von solchen Smart Stores. Und die sind ja da sehr, sehr restriktiv und ich habe da auch den Verantwortlichen die Frage gestellt: Was habt ihr eigentlich gegen die Bevölkerung? Indem ihr die über solche Dinge nicht versorgen wollt. Und das sind ja sehr ideologiegetriebene Themen, wenn man da die Öffnungszeiten so stark beschneidet auf die klassischen Öffnungszeiten der herkömmlichen Läden.
Stefan Müller-Schleipen: Ja, ich glaube, wir müssen diese Herausforderung, die gerade von allen Seiten massiv auf unsere Städte und Gemeinde einprasseln, viel flexibler reagieren als mit diesen Regelungen, die aus den, ich weiß gar nicht, 1960er Jahren stammen, um die Sonntagsruhe halten oder wie auch immer oder ja, es ist sonntags da niemand im Laden der da arbeitet. Welchen Arbeitnehmer soll man da Sonntags schützen? Und von daher glaube ich, wenn wir das nicht schaffen, da flexibler auf solche Herausforderungen zu reagieren und der ländliche Raum das Feedback, was wir kriegen, wir hatten euch ein Stadtretter Web Talk, wo man nochmal geschildert bekommen hat aus dem ländliche Raum, dass sie wirklich abgehängt sind und nicht sich nicht nur abgehängt fühlen, wenn wir da nicht kreativer, innovativer und mit modernen Lösungen auf die Menschen zugehen, haben wir eigentlich alle insgesamt verloren.
Frank Rehme: Seid ihr denn da auch von tegut aus jetzt in Diskussion hier mit der Politik oder lasst ihr das den Handelsverband machen?
Thomas Stäb: Nein also, zum einen haben wir natürlich auch gute Beziehungen und großes Vertrauen zu den Handelsverbänden und natürlich auch zur Politik. Wir sind in Hessen ja von diesem Urteil auch jetzt nicht ganz überrascht worden, es war klar, dass es irgendwann ein Urteil geben wird. Ich hatte natürlich die große Hoffnung, dass es für das Konzept ausgesprochen wird, dass wir eben schon was öffnen dürfen, es ist jetzt dagegen ausgesprochen worden, aber parallel zu diesem Urteil hatte ja schon die CDU und SPD in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, dass sie die Öffnungszeiten zugunsten der Smart Stores verändern möchten und anpacken wollen. Das hat durch das Urteil eine neue Dynamik bekommen und muss auch sagen, ich bin positiv gestimmt und auch in einem sehr guten Austausch mit den regierenden Parteien gewesen, dass das bis zur Sommerpause und Boris Rhein hat das ja vergangene Woche auch in dem Interview gesagt, in die Umsetzung kommen soll, dass das Gesetz Hinblick des ländlichen Raums, Hinblick des Smart Stores verändert wird und geöffnet und gelockert wird. Was seitens der Politik für mich ein deutlicher Schritt in diese Richtung ist, den ländlichen Raum auch zu stärken, aber auch im städtischen Bereich die Unterversorgung in den Quartieren zu haben. Im städtischen Bereich ist es eh obsolet, ob ich jetzt sonntags zu einer Tankstelle gehen kann, zu irgendwelchen Kiosken oder Wassertürmen oder dann eben im teo eben die Produkte kaufen kann. Ich glaube, das ist klar. Aber ich bin da guter Ding und ich glaube, wenn das in Hessen gut gelingt, deshalb setze ich so einen Fokus auch auf Hessen, dieses Gesetz auf den Weg zu bringen, dass andere Bundesländer darauf aufspringen werden und ähnliche Vorlagen in ihren Gremien verwenden werden.
Frank Rehme: Jetzt pocht bei mir jetzt mal die Retailer-Seele auf und vor allem die Retail-Technologie-Seele: Wie macht ihr das Ganze denn technisch? Da ist ja normalerweise im Bereich Computer Vision, AI und alles Mögliche bei euch mit drinnen. Wie arbeitet ihr da, dass ihr erkennt, was die Leute genommen haben? Einfach, dass man selbst scannt und schaut, dass keiner was mitnimmt oder habt ihr auch so eine aufwendige Sensorik, wie von dem gerade erwähnten Amazon der Fall?
Thomas Stäb: Also, gestartet sind wir in der ganz normalen Scan-And-Go-Variante, weil wir gesagt haben, um den Kunden an ein neues Kaufverhalten, eine neue Customer Journey heranzuführen, ist es für uns wahrscheinlich die kleinere Hürde, wenn er Produkt aus dem Regal nimmt, die über eine Kasse zieht, bezahlt und dann aus dem teo wieder rausgeht. Wir sind aber seit November letzten Jahres mit einem teo in einem Test, wo wir genau diese Amazon-Lösung, aber mit einem anderen Partner, Autonomo ist das, testen und auch schon in Betrieb genommen haben. Sprich auch schon Kunden dort einkaufen, indem man wirklich mit der EC-Karte reingehen kann, Produkt aus dem Regal nimmt, wieder rausgeht, ähnlich wie man es eben von diesen Grab-and-Go-Varianten, wie wir es so nennen, kennt und sind auch in der Planung, einen zweiten Standort im September diesen Jahres unter dieser Technik zu eröffnen, um weitere Erfahrungen zusammen. Das ist ja das, wo ich gesagt habe, es ist gar nicht wichtig jetzt immer rasant zu expandieren, sondern wirklich auch mal innezuhalten zu schauen, welche technischen Weiterentwicklungen sind notwendig und sind halt auch wirklich für den Endkunden die Lösungen, die halt akzeptabel sind und am praktikabelsten sind und natürlich den Painpoint des Einkaufsverhaltens so einfach wie möglich darstellen.
Frank Rehme: Das ist ein guter Weg, finde ich, weil diese Übertechnologisierung, haben wir jetzt gesehen, Amazon hat sich ja von diesen Ghost-Workern jetzt verabschiedet, die die KIs trainiert haben, ist ja hochinteressante Entwicklung gewesen, die haben ja über 30.000 Arbeitende da in USA, Costa Rica, Indien und Rumänien gehabt. Das kann man sich natürlich da alle sparen und das ist immer so eine Abwägung von, ich sag mal, Shoplifting und Technologieeinsatz, ne?
Thomas Stäb: Ja, abbsolut, absolut.
Frank Rehme: Gut, ja, hochinteressantes Thema. Ich würde mal sagen, wenn ihr den Hundertsten habt, dann feiern wir eine große Party, oder?
Thomas Stäb: Sehr, sehr gerne, also wir arbeiten dran, also.
Frank Rehme: Ihr arbeitet dran. Was sind so die nächsten Pläne? Also habt ihr so, ich sag mal, ohne jetzt Geheimnisse auszuplauern, irgendwie eine Zahl, die ihr so bis Ende 2025 so geplant habt oder hängt das davon ab von der Nachtfrage, die vom Markt kommt?
Thomas Stäb: Also tatsächlich die erste große Hürde, die wir jetzt zu nehmen haben, wie sieht die Öffnungszeiten-Regelungen in den einzelnen Bundesländern aus? Also wie gesagt, Hessen, vielleicht als Vorreiter, in Bayern ist im Koalitionsvertrag auch erwähnt und niedergeschrieben, dass man sich das Ladenschlussgesetz in Bayern unter diesem Gesichtspunkt anschauen will. Und das ist etwas, was uns natürlich jetzt in der Expansion erst mal gehemmt hat und gestoppt hat, wo wir gesagt haben: Okay, so rasant, wie wir es eigentlich in den letzten 2, 3 Jahren betrieben haben, werden wir es aktuell nicht tun. Und das hat uns eben auch zum Nachdenken gebracht, was ich eben versucht habe zu erwähnen: Mit welcher Technologie wollen wir jetzt eigentlich weiter ausrollen? Das heißt, wir werden mit Sicherheit in den nächsten anderthalb Jahren jetzt nicht diese Anzahl von 15 oder 10 teos pro Jahr hochhalten, sondern gezielt die nächsten 5, 6 teos, die wir machen, immer unter dem Gesichtspunkt technische Weiterentwicklung, verproben, um wirklich das Konzept noch einer weiteren Marktreihe einfach auf ein höheres Niveau zu geben. Weil ich sage mal so, nochmals, ich habe es versucht, eben schon mal zu anzudeuten, für mich ist nicht Marktführer der jetzt die meiste Anzahl von Smart Stores hat, sondern der immer wieder es schafft, die Technik weiter zu entwickeln und die Kundenzufriedenheit damit in Einklang zu bringen. Und das ist für uns jetzt in den nächsten anderthalb Jahren der größere Fokus.
Frank Rehme: Jetzt hören natürlich viele Stadtverantwortliche hier bei uns im Podcast mit und der eine oder andere wird sich jetzt bemüßigt fühlen zu sagen: Oh, ich brauche so ein Ding bei mir in der Gemeinde. Wie ist der Weg, wie kommt er zu euch, was muss er tun, um so ein teo bei sich zu haben, über diese 120 Quadratmeter in 1A-Lage natürlich hinaus?
Thomas Stäb: Einfach auf der tegutteo.com Homepage schauen, dort gibt es einen Standort-Bewerbungsformular, wo man einfach seinen Standort, seine Gemeinde, gewisse Eckdaten mit einträgt, sodass wir einfach eine Vorprüfung machen können, ohne erst mal rausfahren zu müssen: Ist der Standort aus unseren Gesichtspunkten geeignet? Ich sage ein schönes Beispiel, wenn es jetzt in der Gemeinde ist, mit 2.000 Einwohner hat schon eine Nahversorgung, warum soll denn noch ein teo dahin bringen? Also, dass wir einfach dort schauen können, über einen Bewertungstool eben, welche Standorte sind für uns auch attraktiv und sind auch in unserem Einzugsgebiet aktuell darstellbar. Deshalb einfach auf der tegutteo.com Seite, das Standort-Bewerbungsformular ausfüllt.
Frank Rehme: Und Einzugsgebiet, das Stichwort nehm ich auch noch mal auf, wie groß ist das? Also, ich sage mal, Saarland bestimmt nicht von euch aus gesehen mal, ne?
Thomas Stäb: Wird für tegut aktuell schwierig, weil wir sind in Hessen, Thüringen, Bayern, Baden-Württemberg vertreten, teilweise auch Niedersachsen. Das wären tatsächlich montan die Schwerpunkte, die wir forcieren werden.
Stefan Müller-Schleipen: Was man vielleicht noch ergänzen muss, und Thomas korrigiere mich, wenn ich was Falsches sage, ich kann ja nicht für tegut sprechen. Wir haben jetzt sehr viel über den teo gesprochen, aber es gibt ja auch ganz andere Formen der Nahversorgung, wo ihr sagt: Wir suchen gar nicht mehr die großen Flächen, um einen Markt zu bauen, sondern wir gehen auch in einen kommunalen Leerstand rein. Und auch da haben wir ja schon in Kleinstädten Lösungen gefunden, wo wir leerstehende Immobile einfach mal mit zum neuen Konzept, ich sage jetzt mal, erproben, wahrscheinlich ist es mehr, als erproben, versorgen und zu gucken, ob es funktioniert. Und ja, teo ist natürlich ein Portfolio von euch, sprich der mobile Markt irgendwo hingestellt, aber wir sind natürlich auch im Thema Leerstandsbekämpfung dran und da seid ihr auch mit dabei, ganz einfach.
Thomas Stäb: Ja, wir haben ein weiteres Konzept, das nennt sich Lädchen. Da haben wir auch mittlerweile 26 Standorder am Netz, die teilweise durch Inklusionsbetriebe betrieben werden, die teilweise durch gegründete Genossenschaften aus Gemeinden heraus betrieben werden oder auch durch selbstständige Marktinhaber, die einfach sagen: Okay, ich übernehme die Verantwortung in der Gemeinde, in der ich lebe und schaffe wieder Lebensmittel Vorort-Versorgung. Auch da sind wir, in Anführungsstrichen „ready“, um auch logischerweise die einen oder anderen Standorte zu etablieren und auch logischerweise mit Lebensmittel zu versorgen. Auch das ist ein Part, wie wir eben auch Kleinflächen in Gemeinden oder kleineren Städten bespielen können.
Frank Rehme: Ja, ich meine, die Anderen haben ja genug Lücken hinterlassen, die man füllen kann. Sparkassen, Volksbanken sind ja da in den ländlichen Bereichen gar nicht mehr und meistens sind das auch Immobilien, die in der Hand der Kommune sind, also muss man ja sehen, dass da viel Potenzial an der Ecke ist. Ich habe hier selber vor kurzem eine Händlerin betreut, die einen Dorfladen gehabt hat oder noch hat und da, die sind angewiesen auf große Partner und insofern sind das genau die richtigen Themen. Wie viel Quadratmeter braucht man da so ungefähr, um wirtschaftlich betreiben zu können?
Thomas Stäb: Also 300 bis 400 Quadratmeter, das ist so ungefähr die Hausnummer wo wir sagen, das macht es sinnvoll, damit man auch eine gewisse Sortimentsbreite abbilden kann. Ist natürlich dann nicht wie teo personallos, sondern dort ist Personal vorhanden. Wir haben meistens in ländlichen Gemeinden reduzierterer Öffnungszeiten, wie wir es so früher kennen, von 8 bis 18.30 Uhr und am Samstag ein bisschen bis 16 Uhr nur. Aber ich sage mal, in den kleineren Städten und Gemeinden völlig ausreichend, weil wie gesagt, das Konzept läuft aktuell hervorragend.
Stefan Müller-Schleipen: Und dann zu überlegen, wie man da noch eine Postversorgung oder eine Bankversorgung, sprich Geldversorgung aufrechterhalten kann und vielleicht auch nochmal irgendwann wieder so was wie die Dorfkneipe neben dran zu etablieren. Wir geben nicht auf, wir machen uns stark für so was, weil wir brauchen solche Leute, wie den Thomas und die Truppe, die dahinter steht, um da wieder, ich sag mal, ein bisschen Schwung reinzubringen. Das Leben ist traurig genug.
Frank Rehme: Sehe ich genau so. Insofern vielen Dank, Jungs, für diese interessanten 20 Minuten, die wir hatten und wir drücken die Daumen, dass ihr ziemlich schnell in die Breite kommt, denn ich warte auf den teo im Hunsrück.
Thomas Stäb: Alles klar.
Stefan Müller-Schleipen: Wir arbeiten dran.
Frank Rehme: Ciao.
Thomas Stäb: Ciao.
Stefan Müller-Schleipen: Ciao. Dankeschön.
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