Stadtretter-Podcast #13
“Nachfolge mit frischen Ideen gesichert”

Hier kommt Folge 13 für Euch!

Diesmal mit Alexander Ehrke, Zentrumsmanager in Großenhain und Tom Quenstedt, Wirtschaftsförderer der Stadt Großenhain… im Auftrag der Innenstadt damit diese vital, gut und gesund bleibt.

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Intro: Die Stadtretter – Der Podcast

Frank Rehme: Ja und jetzt haben wir schon wieder eine neue Folge unseres Stadtretter Podcast, heute mit einem richtig heißen Thema. Aber bevor wir loslegen, möchte ich einmal kurz erst mal mich vorstellen, immer der Esel zuerst: Frank Rehme, beschäftigte mich schon seit vielen Jahren mit dem Thema Handel und Innenstadt und ich habe hier tolle Gäste dabei, nämlich einmal unseren berühmt berüchtigten Stefan Müller-Schleipen, der gleich ein paar Worte zu sich sagt, dann habe ich hier noch den Alexander Ehrke, der sich auch noch mal gleich vorstellt, und den Tom Quenstedt, die beiden Letztgenannten aus der Stadt Großenhain.

Frank Rehme: Gut, aber ich lege mal los. Stefan, paar Worte zu dir, für die zwei, drei Leute da draußen, die dich noch nicht kennen.

Stefan Müller-Schleipen: Ja, ich hoffe, ich bin weder berühmt noch berüchtigt. Ich bin einer der Mitinitiatoren der Initiative die Stadtretter, mittlerweile 1.300 Städte und Gemeinden, die sich austauschen, um gemeinsam Lösungen umzusetzen, die es schon gibt und das Rad nicht immer neu zu erfinden. Ja, das war es eigentlich im Schnelldurchgang.

Frank Rehme: Ja, machen wir mit dem Alex weiter.

Alexander Ehrke: Genau, mein Name ist Alexander Ehrke, ich bin Zentrumsmanager in Großenhain, für die STEG tätig und arbeite im Auftrag der Stadtverwaltung und habe damit die ehrenvolle Aufgabe, mich darum zu kümmern, dass unsere Innenstadt vital und gut und gesund bleibt.

Frank Rehme: Ja, dann bleibt ja nur noch der Tom übrig.

Tom Quenstedt: Ja, ich bin der Wirtschaftsförderer der Stadt Großenhain, bin sozusagen bei der Stadtverwaltung Großenhain angestellt für alle Belange, was die Wirtschaftsförderung und auch den, ja ich sage mal, den Einzelhandel in der Innenstadt betrifft. Und ich freue mich, dass wir mit Alexander Ehrke einen engagierten Zentrumsmanager haben, der im Auftrag der Stadt Großenhain tätig ist und ich sage mal so mehr oder weniger, wir arbeiten eigentlich komplett zusammen.

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Frank Rehme: Ja, also ich durfte Alex ja auch schon kennenlernen, ich kann dem Lob nur beipflichten. Wirklich, der macht da eine tolle Arbeit, aber jetzt geht es los und zwar Folgendes: Ich leite mal ein mit den Worten „Nachfolgeregelung“ und zwar sehen wir ja viele Läden, die trotz des ständig steigenden Einzelhandelsumsatzes in den Städten zumachen. So, und zwei Gründe sehe ich sehr häufig eigentlich darin vereint. Der erste Grund ist, dass Retail-Formate nicht mehr dem Zeitgeist entsprechen und deshalb vom Kunden nicht mehr frequentiert werden. Das Zweite ist die fehlende Nachfolgeregelung. So, und da habt ihr ja etwas wirklich Beispielhaftes gemacht, in Richtung: Wie kann man die Nachfolge mal ganz anders angehen und mit frischen Gedanken und mit einem innovativen Spirit da mal dran zu gehen. Alex, was habt ihr gemacht?

Alexander Ehrke: Ja, wir versuchen ja, oder gar ganz explizit ich, seit geraumer Zeit, Leerstände irgendwie wieder zu befüllen und auch unsere Kleinstadt im Osten von Deutschland ist davor nicht gefeit und hat dementsprechend auch Leerstände. Und mit zunehmender Zeit stellt man dann auch fest, dass gerade die größeren Leerstände unglaublich schwer zu vermitteln sind, weil es jetzt vielleicht nicht die Leerstände sind, in denen jemand gerne starten möchte. So, der finanzielle Invest ist da ja ein deutlich höherer. Dann kam ein bisschen die Corona-Pandemie, die das Ganze noch, oder uns auch da stark ausgebremst hat in diversen Aktionen und gemeinschaftlichen Sachen, die wir machen wollten. Und dann kriegt man auf einmal den Blick ein bisschen erweitert und stellt fest: Ja, ja, also wir haben ja schon Leerstände, aber was passiert uns denn jetzt, wenn uns noch mehr wegbricht? Und da muss es noch nicht mal um die wirtschaftlichen Einbußen gehen, die durch wirtschaftliche Krisen und Co entstehen können, sondern vielleicht einfach der Tatsache geschuldet, dass Leute irgendwann auch gerne mal verdient in Rente gehen wollen. Und das war ein Punkt zu sagen, wir müssen uns unbedingt damit auseinandersetzen, weil wir haben es nur ganz grob durchgezählt und es ist eine Kleinstadt, das heißt, wir kennen uns auch alle und wir wissen auch, wer ist so aus der Gründerzeit. Und Gründerzeit heißt so nach der, ja, also nach der Wende eigentlich, haben die Leute sich entschieden, Geschäfte aufzumachen und haben damit jetzt langsam ein Alter erreicht, dass man sagt: in zwei bis drei Jahre werden wir einen gewissen Teil verlieren und in den nächsten zehn noch sehr viel mehr. Und dann brauchen wir gar nicht mehr über die Leerstände sprechen, die wir jetzt haben, sondern es kommt noch ein großer Schwung hinterher, weil aus den persönlichen Gesprächen mit den eigenen Inhabern geht dann auch immer wieder das Gleiche hervor: Tochter oder Sohnemann wohnen gar nicht mehr hier oder wohnen vielleicht hier, will aber auf gar keinen Fall übernehmen und das sind im Endeffekt genau die Schwierigkeiten, wie du gerade beschrieben hattest, Frank, die kommen auch auf uns zu und wir möchten dieses Thema eben gerne frühzeitig angreifen. Ob wir jetzt das Allheilmittel dafür gefunden haben, da muss man Fragezeichen dahinter stellen. Das wissen wir einfach noch nicht, aber wir wissen auch, dass man, wenn man nichts probiert, nichts erreichen kann.

Stefan Müller-Schleipen: Ja, und das Schöne an der Sache ist, ich muss dazu was ergänzen: Alexander hat es gut beschrieben, dass ihr nicht nur euch um leerstehende Läden kümmert, sondern dass ihr da proaktiv rangeht und euch mal über den Generationswechsel der Baby-Boomer-Generation auch Gedanken macht. Weil die sind jetzt da, wo alle hinkommen, irgendwann, nämlich in Rente zu gehen und zu sagen: Mensch, wir haben mal ein bisschen in die Zukunft geschaut und uns brechen kurz- bis mittelfristig mindestens 10 Prozent der Ladenflächen möglicherweise weg, wenn wir jetzt nichts machen und ihr habt ja auch bis 2030 schon nach vorn geschaut und im schlimmsten Fall, wenn man nichts macht, würden vielleicht bis zu 50 Prozent der Einzelhandelsgeschäft schließen. Und sich proaktiv darum zu kümmern und zu gucken: Was kann man machen? Finde ich ein super Ansatz, den ich bisher noch nicht so gesehen habe.

Frank Rehme: Jetzt mal ein kurzer Hinweis in eigener Sache und zwar könnt ihr die Stadtretter auch unterstützen und das ohne einen Cent auszugeben, indem ihr einfach die Stadtretter weiterempfehlt, den Kolleginnen und Kollegen, Freundinnen und Freunden davon erzählt, welch cooles Netzwerk das hier ist. Dann könnt ihr natürlich gerne eine Bewertung im Podcatcher eurer Wahl abgeben, am besten natürlich immer fünf Sterne und abonniert den Newsletter, dann seid ihr immer bestens informiert. So, jetzt geht es aber weiter.
Ja, und jetzt die große Frage an den Tom: Wie seid ihr auf die Idee ursprünglich mal gekommen? Ich sag mal, so etwas fällt ja nicht einfach mal eben beim Baden oder beim Duschen ein, sondern da war sicherlich ein längerer Vorlauf. Oder habt ihr da schon mal mit einem Händler gesprochen über dieses Thema? Weil du musst die ja erst mal dafür begeistern, ne?

Tom Quenstedt: Ja, das sind natürlich, die Händler begeistern oder Leute abholen ist natürlich immer relativ schwierig, für neue Themen. Wir sehen das aber mit, wenn wir mit sehenden Augen durch unsere Innenstadt gehen, dann sehen wir das, was wir für Herausforderungen haben und das Hauptproblem, gerade beim Inhabergeführten Einzelhandel dann bei uns ist teilweise auch, dass nicht nur der Laden dahinter steht, sondern dass am Ende auch noch eine Immobilie dahinter steht, die auch dem Ladeneigentümer gehört. Und nun gab es ja in Zeiten Corona, gab es verschiedene Projekte, Förderprojekte, wo man sich als Stadt bewerben konnte oder mitmachen konnte und da haben wir an einem Bundeswettbewerb mitgemacht, der sich „umflattern“ nannte, wo es eben um das Thema Innenstadt ging. Und da wurde mit verschiedenen Akteuren die Idee geboren, der freundlichen Übernahme. Also so eine Art Speed-Dating zwischen Ladeninhabern und Interessenten, also ähnlich wie beim Matching oder beim Tindern, dass man Interessen oder verschiedene Seiten zueinander bringt und hier einfach mal schaut: Matcht was? Und dann lernt man sich einfach mal kennen, dass sich sowohl Interessenten wie auch Ladeninhaber kennenlernen und dass wir dann dem Interessenten über den Ladeninhaber auch die Möglichkeit geben, dass vielleicht der Interessent den Laden dann auch mal zu eine gewisse Zeit übernehmen kann. Also der Händler oder der Inhaber steht noch mit Rat und Tat zur Seite, aber der Neuinteressent führt vielleicht den Laden mal für 4, 5, 6, 7 Wochen. Das ist also so diese Grundidee dahinter, den Weg also anders zu gehen. Jetzt nicht nur den Laden auszuschreiben und zu sagen: Hier, ich gebe mein Geschäft auf und such einen Ladeninhaber. Sondern wir gehen halt ein bisschen ein anderer Weg und das ist halt natürlich was ganz anderes und hier müssen wir vielleicht noch ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten, aber es ist wie gesagt, wir sehen das alles als Versuche an, weil wenn wir nichts versuchen, dann können wir nur verlieren und wenn wir versuchen, dann können wir vielleicht auch als Gewinner dastehen.

Alexander Ehrke: Vielleicht als kleine Ergänzung zu dem, was der Tom grad so schön ausführlich erklärt hatte: Uns ist es auch völlig bewusst, dass keine Unternehmensübernahme oder Weitergabe des Geschäftsmodells gleich abläuft. Das ist was, was man in unserer ja doch sehr Inhabergeprägt, -geführten Stadt immer wieder spürt, einerseits hängt die Immobilie mit dran und der damalige Gewerbetreibende möchte die vielleicht sogar direkt gerne verkaufen, um danach ins Grüne zu gehen. Andererseits hängen natürlich Mitarbeiter dran, es hängt ein Kundenstamm dran und wir hätten oder wir wünschen uns einfach so ein bisschen diese eierlegende Wollmilchsau. Also das All-Inclusive-Paket für einen jeden jungen Menschen oder erfahrenen Menschen, der sagt: Ich bin bereit mir den Schuhe anzuziehen, mich für meine Innenstadt einzusetzen oder vielleicht auch für eine fremde Innenstadt einzusetzen, mit meinem Geschäftsmodell. Das Ziel ist es quasi jetzt auch und deswegen sind wir sehr glücklich, dass wir die Stadtretter dafür gewinnen konnten und durften, einen Workshop zu starten, um die ganzen Interessengruppen, die hier zusammen zu spielen, zusammen zu bekommen. Und das ist ja nicht zu unterschätzen. Wir reden ja jetzt nicht nur von dem Inhaber des Geschäftes und dem potenziellen Interessenten, der gerne übernehmen möchte, sondern wir reden ja dann auch noch über gegebenenfalls eine Immobilienverwaltung, einen Makler, den Eigentümer, der dahinter steht. In so einer Situation möchte ja der Inhaber vielleicht auch noch mit ein paar Euro aus der Geschichte rausgehen und für den Interessenten gilt es natürlich, den bereits bestehenden Kundenstamm gleich mit zu übernehmen. Also wir sind auf Hilfe und Unterstützung von allen beteiligten Personen angewiesen und es wäre total fatal, sich hinzustellen, zu sagen: Ja, aber wir kennen die Probleme. Weil das ist ehrlicherweise totaler Quatsch. Wir sehen die Probleme aus unserer Sicht, aber so wie die Leute, die übernehmen wollen und die die abgeben wollen, das sehen, das sind die Infos, die wir zusammen tragen müssen. Und da werden wir jetzt Mitte Juli den Workshop starten, gemeinsam mit den Stadtrettern, um dem ein bisschen mehr auf den Grund zu kommen und auch zu diesen Terminen werden Leute kommen, die in Großenhain dabei sind, Unternehmen zu übergehen und einfach ein bisschen aus dem Nähkästchen und aus den Erfahrungen plaudern und es werden auch potenzielle Interessenten kommen, die dort schon mal ihre ersten Ansprüche, Ziele und vielleicht die letzten Bauchschmerzen erzählen, weil das ist ja genau das, was wir wissen wollen, um es nehmen zu können.

Frank Rehme: Ja, da steckt ja auch eine große Verantwortung hinter bei dem Thema der Übergabe. Also ich hab ja auch viel mit Handel zu tun und ich sehe immer wieder, dass gerade so, ich sag mal, erwachsen gewordene Geschäftsmodelle, sprich die es schon seit 30 Jahren gibt, häufig kaufmännisch eigentlich nicht mehr rechenbar sind. Da sind Opportunitätskosten, die nicht mehr gerechnet werden, weil die Immobilie selber gehört und irgendwelche, ich sag mal, Gemeinkosten irgendwo anders untergehen und wenn man die auf einmal mit da reinrechnet, das ist ja das, was hinterher dann passieren muss, dann sieht auf einmal dieses Geschäft gar nicht mehr als übergabefähig aus. Da muss man ja vorher auch irgendwie schon mal die kaufmännischen Kennzahlen irgendwo analysieren, bevor man das an jemanden weitergeht, weil man hat ja auch eine Verantwortung, ein Geschäftsmodell zu übergeben, von dem der andere, der Empfänger, ja dann auch leben kann.

Stefan Müller-Schleipen: Ja, und was uns an diesem Projekt fasziniert, ist die Bandbreite der Möglichkeiten. Also wir reden hier von einer profanen Leerstandsbekämpfung zum einen, Leerstand mit Nachnutzer vermitteln. Wir reden aber vielleicht auch von dem, was du siehst, Frank, überalterte Geschäftsmodelle vielleicht in die Zukunft transferieren, aber wir reden auch davon, erfahrene Geschäftsinhaber, die erfolgreich ein Geschäft führen, aber aus Altersgründen in Rente gehen, mit jungen Leuten zu verquicken, die vielleicht nicht so viel Ahnung haben und die jungen Leute auch an die Hand zu nehmen und denen zu zeigen, was für Möglichkeiten es gibt, wenn man sich mit seinem Portfolio, mit seinem Warenangebot und mit seinen Services erfolgreich etabliert. Also es ist ein Blumenstrauß von Möglichkeiten, und was Alexander und Tom gesagt haben, hat mich fasziniert, weil zum einen kam da gerade eben: Wir müssen alle an einen Tisch bringen und alle ins Tun bringen und wir müssen machen. Nix ist schlimmer als abzuwarten und das fasziniert uns, dieses Projekt zu begleiten, weil wir glauben, dass es da ganz, ganz viele Facetten zu beleuchten gibt und wir ganz, ganz viel Aufbruchstimmung in so eine Stadt wie Großenhain bringen können. Wir sind gern dabei, auf jeden Fall.

Frank Rehme: Absolut. Ich habe die Stadt auch kennengelernt, ist eine ganz, ganz tolle Stadt, muss ich sagen, hat mir sehr gut gefallen. Ich finde ja immer noch cool, euren großen Platz vor dem Rathaus, der ja jetzt zum Public Viewing da ist. Ich habe es auf Facebook gesehen, also da ist wirklich vieles sehr, sehr, ja ich sage mal Aufenthaltsqualitätsmäßig gut gemacht. Aber Tom, du hattest noch einen Punkt.

Tom Quenstedt: Ja und das, wenn man die Geschäftsmodelle sieht, die jetzt vielleicht bedroht sind, dass sie eben vielleicht aufgegeben werden, weil eben der Ruhestand im Blick ist oder weil man keine Nachfolge in der eigenen Familie hat. Es sind ja teilweise auch Geschäftsmodelle, die funktionieren und wo man sagen muss, es wird ja viel davon geredet, dass der stationäre Einzelhandel teilweise auch daniederliegt oder im leisen Abgang und sterben ist. Aber es gibt halt auch Geschäftsmodelle und noch Läden, wenn man das so, wenn man mit den Ladeninhabern so im Gespräch ist in der Innenstadt, die ja funktionieren. Also das sind, das mögen beratungsintensive Produkte sein oder man weiß, ich habe spezielle Anforderungen, dann gibt es halt Geschäfte in der Innenstadt, da wird mir, da wird mir kompetent geholfen und da komme ich auch wieder in das Geschäft und das wissen wir auch teilweise auch selber in der Stadt, wir kennen unsere Geschäfte, aber teilweise wissen wir natürlich nicht, wie die Zahlen aussehen und geht uns am Ende auch nicht an. Aber wie erfolgreich letztendlich das Geschäftsmodell ist und es ist halt schade, wenn jetzt durch Ruhestand etc. pp. solche Geschäftsmodelle sterben, weil ich denke, die haben auch weiterhin eine Zukunft. Also was gerade was beratungsintensiv ist und wo man den persönlichen Kontakt braucht bei Produkten, ich glaube, diese Geschäftsmodelle und solche Geschäfte, die werden wir auch in der Zukunft noch in den Innenstädten haben und die muss es auch weiter geben und hier sehe ich schon noch Potenzial und das hoffe ich, dass wir das mit der freundlichen Übernahme auch noch ein bisschen weiter getragen kriegen. Das funktioniert teilweise noch über alte Kanäle, nenn ich sie mal. Also man hat seinen Kundenstamm, hat vielleicht den Kundenstamm als Karteikarten, aber man betreibt weder eine Webseite, man bewirbt weder sein Geschäft noch auf Instagram noch auf Facebook, also man hat so den Kundenstamm und hier liegt in meinen Augen noch relativ viel Potenzial, was man heben kann, wenn man eben den Raum oder wie man die Leute noch weiter ansprechen kann, wenn man das hebt und da denke ich, da liegt schon enormes Potenzial für verschiedene Geschäftsmodelle. Aber natürlich bei allem drum und dran, wie es schon gesagt wurde, man muss auch dann die anderen Kosten, die jetzt der jetzige Ladeninhaber eben nicht mehr hat, sei es Immobilie, eigengenutzte Immobilie etc. pp, das kommt eben noch dazu und da muss man halt schauen, wie kann man das in Einklang bringen mit jemandem, der sagt: Okay, dieses in Anführungsstriche, alte Geschäftsmodell, da sehe ich Zukunft, das will ich weiterführen, das erweitere ich über digitale Kanäle, aber wie kann ich es so betreiben, dass es sich für mich letztendlich dann auch rechnet?

Stefan Müller-Schleipen: Ja, und indem wir alle Player sozusagen, des Einzelhandels in der Stadt an einen Tisch bringen, kann man ja hochinteressante Fragestellungen beleuchten. Wie kann man einen Start für so Nachfolger vereinfachen? Ja, kann man, gibt es einen Mietkosten-Zuschuss? Gibt es bei der Immobiliensanierung, gibt es da Förderungen? Wie kann man denn so eine Ladeneinrichtung, die vielleicht in die Jahre gekommen ist, mit welchen Startpaketen auf den aktuellen Stand der Dinge bringen? Und es gibt ja eine Menge Möglichkeiten auf dem Markt, man muss sie bloß kennen und da Hilfestellung für Eigentümer, für den scheidenden Händler, aber auch für den möglichen Nachnutzer zu liefern, macht das ganze Projekt hoch spannend. Was wir nämlich immer wieder unterschätzen, es gibt eine Menge von Bürgerinnen und Bürgern, die sagen: Wir würden uns gerne engagieren, wenn es ein bisschen einfacher wäre, wenn wir nicht diesen ganzen bürokratischen Stress hätten. Und wenn wir dazu beitragen können, da so einen neuen Schwung in die Handelsgesellschaft oder in die Stadtgesellschaft zu tragen, dann hätten wir schon viel gewonnen.

Alexander Ehrke: Und das, wenn ich jetzt kurz einhaken darf an der Stelle, ist ja was, was in Großenhain tatsächlich, jetzt hat man zumindest ein bisschen mehr das Gefühl, gut funktioniert. Frank, du hattest gerade das Beispiel gebracht, Public Viewing auf dem Hauptmarkt in Großenhain. Den Schuh muss man sich erst mal anziehen als Privatinitiative und es ist gut besucht und es funktioniert gut, also das wird auch gut wahrgenommen und das bringt gut Kundschaft auch in die Stadt und ins Zentrum. Und ein ähnliches Beispiel haben wir, ich meine, 2021 gestartet mit dem Großenhainer Sommerflair, eine Veranstaltung, die sich dann auch etabliert hat und über den Sommer gibt es jeden Donnerstagabend eine After-Work-Party und auch da kommen die Kunden gerne in die Innenstadt und gehen da vor Ort auch gerne nochmal in der Innenstadt bummeln. Wenn man das Ganze jetzt ein bisschen weiterdenkt und es geht ein Geschäft weg, das vielleicht, sagen wir mal, das Schuhgeschäft oder das Miederwarengeschäft oder ähnliches, dann entsteht ja eine Nachfrage, die ja erst mal in der Luft hängt und wo man nicht wirklich weiß, wie sie bedient werden soll. Wir wissen aber, dass wir in Großenhain durch unsere noch sehr gut funktionierende Innenstadt ein bisschen unseren Unique Selling Point darin auch sehen und haben, dass wir nicht die Produkte von der Stange anbieten, weil hier eben kein New Yorker neben dem nächsten Pimkie und so weiter ist, sondern weil hier eben Inhabergeführte Geschäfte sind, die nicht die gleichen Produkte wie in Leipzig, Berlin, Köln verkaufen, sondern die eben individuell für sich eingekauft haben und das wird, glaube ich, von den Kunden auch gerne wahrgenommen. Das gepaart mit dem Privatinitiativen und da gerne auch noch mehr, kann unser Einzugsgebiet und das ist jetzt schon bis Süd-Brandenburg hoch und nehmen wir auch gerne mit, durchaus noch ein Stückchen wachsen, freuen wir uns sehr.

Frank Rehme: Ja, spannendes Thema, so wie ich in der Einleitung ja auch schon gesagt habe, ist das mit einer der großen Probleme der Leerstandsentwicklung in den Innenstädten: fehlende Nachfolgerschaft. So, wenn jetzt andere Städte hier den Podcast hier hören und auch auf die Seite gehen und schauen, welche Ergebnisse hat es da gegeben, Stefan, und die wollen so ein ähnliches Format haben, was muss die Stadt machen, außer dich jetzt anzurufen? Gibt es irgendwas, was die noch vorher erledigen müssen?

Stefan Müller-Schleipen: Das, was andere Städte jetzt auch schon machen, nämlich sich beteiligen, sich einzubringen. Wir haben ja ein Web-Talk, auch zu dem Projekt in Großenhain, kommt dazu, stellt Fragen, fragt, was ihr von dem Projekt lernen könnt. Dafür ist das Netzwerk ja da. Nehmt teil, die Termine findet ihr auf der Homepage.

Frank Rehme: Ja, besten Dank. So, dann danke ich euch für die aufschlussreichen Informationen über das, was da läuft. Ich bin gespannt, was da kommt. Auf der Seite werden wir ja immer irgendwo sehen, was jetzt mit dem, bei dem Workshop rausgekommen ist. Und ja, wünsche euch viel Erfolg und drücke die Daumen. Tschau.

Alexander Ehrke: Fantastisch. Vielen lieben Dank.

Stefan Müller-Schleipen: Dankeschön. Tschüss.

Tom Quenstedt: Vielen Dank und bis bald. Tschau.

Outro: Die Stadtretter – Der Podcast

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